Nun begann eine eigentlich ganz normale Reise. Der Zollbeamte in Sotschi (Flughafen Adler) musterte allerdings mein Visum lange, rief dann auch noch einen Kollegen herbei und liess meinen Blutdruckkurzfristig ansteigen. Schliesslich erhielt mein Visum mit lautem Knall einen Stempel: «Der nächste bitte!» und ich war in Russland.
Wenigstens am Flughafen. Denn jetzt brauchte ich ein Taxi zum Hotel, das nicht beim Flughafen in Adler lag, sondern in Sotschi, also 30km entfernt. Ich wusste: maximal umgerechnet 20€ bezahle ich dafür. Schon steht der erste Fahrer vor mir «Taxi?» «Ja, zum Hotel so und so», erwiderte ich. «OK, 30€». «Njet!». Da kam der nächste. Genau dasselbe noch einmal. Nachdem ich auch dem Dritten «Njet!» gesagt hatte, dachte ich bei mir: «Gut, du hast dich nicht über den Tisch ziehen lassen, aber wie kommst du jetzt zum Hotel?» Da klopfte mir jemand (der das offenbar mitgekriegt hat) sachte auf die Schulter: «Nehmen sie doch den Zug!» Hm, das hatte ich gar nicht in Erwägung gezogen, denn das Hotel liegt ja nicht beim Bahnhof, und dann brauche ich dort trotzdem wieder ein Taxi…aber egal, ich muss hier weg, also Zug.
Der Bahnof war gerade mal 50m entfernt, ich ging zum Schalter. «Zum Billetkauf ist keine Zeit mehr, gehen sie sofort zum Zug». OK, dann eben. Ich beeilte mich, sah den Zug, stieg in den hintersten Wagen, und schon fuhren wir. Der nächste wäre eine Stunde später gewesen. Im Zug fragte ich, wie ich jetzt zu einem Ticket käme. «Keine Sorge, da kommt dann jemand vorbei». Da kam aber niemand vorbei, ich stieg aus und kam zur Schranke, wo man ohne gültiges Ticket nicht rauskam. Aber da war eine Beamtin. «Sie können mir bezahlen». Die Banknote (umgerechnet 50€), die ich vom Geldwechsel bei der Bank hatte, konnte sie aber nicht wechseln. Kurze Meditation, dann ging die Schranke auf «Na, gehen Sie jetzt!»
Nun also zum Hotel. Gemäss Stadtplan müsste das zu Fuss in einer Viertelstunde zu schaffen sein. War es auch, denn ich marschierte auf einer sehr breiten Fussgängerallee, notfalls wären da auch Ruhebänke gewesen.
Das Hotel nun bescherte mir das erste Stress-Erlebnis. In einer russischen Stadt hat man ein Haus noch nicht gefunden, bloss weil man bei der richtigen Hausnummer steht. Darein können sich mehrere Häuser teilen, die auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen sind. Da war ich also, die Hausnummer stimmte, aber da war kein Hotel, und niemand wusste etwas von einem Hotel. Ja doch, da war ein Pfeil, die Aussentreppe hoch, und oben war eine Tür mit dem richtigen Namen. Verschlossen, keine Klingel, nichts. Es war natürlich längst Abend, irgendwann wollte ich in ein Zimmer. Also wieder runter und weiterfragen. Irgendwann zeigte eine Frau auf eine Gruppe herumlungernder Jugendlichen «Die könnten das vielleicht wissen». Und so war es auch. Einer aus der Gruppe führte mich zu einer verschlossenen Gittertür, die sich per Code öffnete. Dann ging es in einem Innenhof um 3 Ecken eine Treppe hoch auf eine Strasse, sozusagen im Obergeschoss, und da war wieder eine Haustür mit dem Hotelnamen. Der Junge hatte seine Pflicht getan und verliess mich wieder. Auch diese Türe war verschlossen, öffnete sich aber nach Betätigen der Klingel. Ich war angekommen.